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Großes Interesse an Infoabend für PV- oder Solaranlage auf eigenem Hausdach
Auf großes Interesse ist ein gemeinsamer Informationsabend von Kommune und Kreiswerken zu Fragen rund um die Installation und Wirtschaftlichkeit einer PV- oder Solaranlage auf dem eigenen Hausdach gestoßen. Der kleine Saal im Landgasthof Baumgartner zeigte sich auch mit Bürgern über die eigene Gemeinde hinaus bis auf den letzten Platz besetzt.
1. Bürgermeister Max Schmaderer hieß insbesondere den Referenten, Matthias Wiedemann vom Zukunftsbüro des Landkreises Cham, herzlich willkommen. „Wir beschäftigen uns heute Abend mit einem aktuell ganz heißen Thema“, so das Gemeindeoberhaupt auch mit Verweis auf die jüngste Hiobsbotschaft von Seiten des Bundeswirtschaftsministers Habeck, ab 2024 den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen zu verbieten. Stattdessen müssen nach und nach alle Heizungen zu 65 Prozent Wärme aus Erneuerbaren Energien erzeugen. Ab 2045 soll dem Entwurf zufolge ein Betriebsverbot für reine Öl- oder Gasheizungen folgen. „Der Klimawandel macht andererseits den Umstieg auf erneuerbare Energien im Sinne der Ökologie und des Umweltschutzes sowie aufgrund von stark gestiegenen Energiepreisen immer notwendiger“, betonte Schmaderer weiter.
Neben Einsparmöglichkeiten gelte es für jeden Einzelnen, erneuerbare Energie selbst zu erzeugen. Doch dazu müsse geklärt werden, ob das eigene Dach für die Installation einer PV- oder Solaranlage geeignet sei und ob sich das überhaupt lohne. Schmaderer sieht auch die Kommunen in der Pflicht, sich möglichst energieautark aufzustellen. Die Gemeinde Schorndorf hat bereits 2008 rund 870.000 Euro in den Betrieb von Photovoltaikanlagen auf neun gemeindlichen Dächern mit einer Gesamtleistung von rund 203 kWp und einem Stromnettoertrag von jährlich knapp 100.000 Euro investiert. Die Kommune geht weiter mit gutem Beispiel voran, noch 2023 folgt auf dem Flachdach der „Neuen Sozialen Ortsmitte“ eine weitere 36 kWp-Installation. Gerade im Hinblick auf die seit 1. Januar 2023 umsatzsteuerfreie Anschaffung und dem steuerfreien Betrieb einer PV-Anlage bis 30 kWp für Privatgebäude bzw. Kleinstgewerbe und dem lohnenden Strompreis bei Eigenverbrauch und/oder der Einspeisung ist für Schmaderer jetzt der Aufbau einer PV-Anlage auf den eigenen Dächern wirtschaftlich mehr als lukrativ und zudem energetisch und ökologisch geboten.
Mit der Überschrift „Ein Landkreis steckt voller Energie“ stieg Diplom-Ingenieur Matthias Wiedemann in seine Präsentation ein. Unter diesem Motto informiert und unterstützt das Zukunftsbüro sowohl Privatpersonen als auch Kommunen und Gewerbetreibende über die Möglichkeiten der Nutzung regenerativer Energien sowie passender Fördermittel. Energie lasse sich eigentlich nicht „erzeugen“, so der Referent, „sondern nur von einer Form in die andere umwandeln“. Unter Erneuerbarer Energie ist die Energie aus der Sonne, also Solarthermie, Photovoltaik, Biomasse (Verbrennung), Biogas, Biomüll (Vergärung, Verbrennung), Wind und Wasserkraft, sowie die Geothermie zu verstehen. Ganz interessant auch einmal die Veranschaulichung mit Beispielen, was man mit einer Kilowattstunde anfangen kann. So wird eine kWh benötigt, um z.B. etwa 5 Kilometer mit dem E-Auto zu fahren, bei einem Verbrauch von ca. 20 kWh/100 km. Mit einer kWh können wir uns rund eine halbe Stunde die Haare föhnen oder 200 Stunden rasieren bzw. 10 Liter kaltes Wasser von 14 Grad zum Kochen bringen bzw. eine Glühbirne mit 60 W Leistung fast 17 Stunden betreiben.
Das Hauptaugenmerk von Matthias Wiedemann galt anschließend dem Solarpotenzialkataster des Landkreises Cham, das nun erstmalig auf Basis eines hochauflösenden, digitalen Oberflächenmoduls vorliegt. Die Web-Anwendung bietet die Möglichkeit, die Solarpotenziale (derzeit Photovoltaik und Solarthermie, also solare Strom- und Wärmeproduktion) auf Dachflächen bzw. Teilen davon für das gesamte Gebiet des Landkreises Cham einzusehen bzw. abzuschätzen. Sie ersetzt jedoch nicht die Feinplanung eines Fachbüros. „Stattdessen soll sie vorhandene Potenziale aufzeigen und Hausbesitzer zur Nutzung erneuerbarer Energien inspirieren“. Über detaillierte 3D-Einstrahlungsanalysen wurden die nutzbare Einstrahlung und die Abschattung, verursacht durch Schornsteine, Vegetation, Topographie o.ä. ermittelt. Die Analysedaten sind mit den Gebäudegrundrissen des amtlichen Liegenschaftskatasters verschnitten worden, so dass Dachüberstände o.ä. bewusst nicht berücksichtigt sind. Aufgrund der Befliegung der Fläche des Freistaates Bayern alle zwei Jahre erfolgt auch für den Landkreis in Kürze wieder eine Aktualisierung. Das Solarpotenzialkataster beinhaltet außerdem einen individuellen Ertragsrechner „Photovoltaik“ und „Solarthermie“, so dass eine Wirtschaftlichkeitsanalyse mit Berücksichtigung von Investitionskosten, laufenden Aufwendungen und bei ganzer bzw. teilweiser Fremdfinanzierung auch mit Zinsen durchgerechnet werden kann.
Zum Abschluss ging es zum praktischen Teil und es wurden die Daten zur geeigneten Dachfläche eines anwesenden Zuhörers detailliert Schritt für Schritt in Web-Anwendung des Solarpotenzialkatasters eingegeben. Im Anschluss ergab sich noch eine angeregte Diskussion mit vielen weiteren Aspekten wie Einspeisevergütung, Teil- bzw. Volleinspeisung, mit und ohne Batteriespeicher sowie inselfähigem Wechselrichter zur Not- oder Ersatzstromversorgung.